Bernhard Paumgartner
|
Diese Zusammenstellung repräsentiert das diskographische
Œuvre Bernhard Paumgartners, soweit es sich aus Schallplattenkatalogen
der fünfziger bis siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts rekonstruieren
läßt. Sie dürfte weitgehend vollständig sein, da der
Herausgeber dieses Verzeichnisses seit etwa 1960 alle ihm erreichbaren Veröffentlichungen
Paumgartnerscher Dirigate gesammelt hat.
Wer sich je mit der Erstellung eines solchen Verzeichnisses befaßt hat, weiß, daß wirkliche Vollständigkeit nie ganz erreichbar ist. Die vorliegende Diskographie versteht sich als „Gegenstück“ zur Bibliographie der Reden, Werkausgaben und Schriften Bernhard Paumgartners und will den Überblick über Paumgartners editorisches Lebenswerk abrunden helfen. Ausgewiesen sind hier nur die von Bernhard Paumgartner selbst geleiteten Einspielungen. Aufnahmen anderer Interpreten, denen Bearbeitungen oder Werkeinrichtungen bzw. -ausgaben Paumgartners zugrunde liegen, bleiben ausgeklammert, da sie von den Schallplattenherstellern in der Vergangenheit nicht hinreichend bzw. nicht zuverlässig genug dokumentiert wurden. Abgesehen vom geschichtlichen Informationswert gibt dieses Verzeichnis interessante Einblicke in die „Soziologie der Schallplattenbranche“ und die Geschäftspolitik einzelner Hersteller. Das Gros der Aufnahmen entstand in einem Zeitraum von nur etwa 15 Jahren. Dieser Zeitrahmen schließt ein medien- und firmenpolitisches Großereignis ein: den Umstieg von der monauralen Aufzeichnungsweise zur Stereophonie. Noch unmittelbar davor unternahm die Philips Phonographische Industrie (Holland) ein Projekt von historischer Bedeutung: Mit Blick auf den 200. Geburtstag Wolfgang Amadé Mozarts hatte Paumgartner das Erscheinen einer „Mozart-Jubiläumsausgabe 1956“ durchgesetzt, die erstmals fast alle Kategorien des Mozartschen Œuvres in ihren jeweiligen Hauptwerken vorstellte, und zwar - da Paumgartner das Gros der Aufnahmen selbst dirigierte oder zumindest editionskritisch überwachte - in einer bemerkenswerten Kontinuität der Interpretationsweise und Einheitlichkeit im Stilistischen. Vor dem Hintergrund der Mozart-Gesamtausgabe zum 200. Todestag (1991) in ihrer fast erdrückenden Vollständigkeit nimmt sich die Initiative der fünfziger Jahre zwar eher bescheiden aus, an ihrer Bedeutung als Meilenstein auf dem Wege zur allgemeinen Verfügbarkeit des Mozartschen Œuvres auf Tonträgern ändert sich dadurch aber nichts. Als Folge des neuen technischen Standards „Stereophonie“ konnte der fast ausnahmslos in Mono aufgenommenen Mozart-Jubiläumsserie 1956 kein allzu langes Katalogdasein beschieden sein. Schon Anfang der sechziger Jahre waren die meisten Titel wieder gestrichen, und es begann für den Sammler der oftmals enervierende Gang durch Antiquariate und solche Schallplattenläden, bei denen „Ladenhüter“ vermutet werden konnten. Wiederaufgelegt wurde später kaum etwas von diesem Schatz und wenn, dann in jener klanglich durchweg unseligen Art, wie man damals Monoaufnahmen zu stereophonisieren versuchte. Lobend hervorzuheben ist auch das Engagement des Europäischen Phonoklubs,
der Ende der fünfziger Jahre nicht sehr viele, aber doch ein paar
wichtige Mozart-, Haydn- und sogar Händel-Aufnahmen mit Paumgartner
unternahm. Diese Aufnahmen, zumeist bereits stereophonisch aufgezeichnet
(aber nicht immer - und teilweise bis heute nicht - auch in Stereo veröffentlicht!),
haben die stilistische, ganz charakteristische Summe des Paumgartnerschen
Mozart-Musizierens festgehalten, und dies - Paumgartner war damals schon
ein Mittsiebziger - auf dem Höhepunkt auch seiner physischen Kräfte.
Ende der sechziger Jahre fusionierte der Europäische Phonoklub mit
Ariola zur Ariola-Eurodisc, die noch einmal eine Kassette der von Paumgartner
geleiteten Mozart-Sinfonien auflegte (die damals aber immer noch nur von
„Buchclub-Mitgliedern“ bezogen werden konnte), ehe sie selbst
wiederum von der Bertelsmann-Gruppe „geschluckt“ wurde. An
den Fundus der rezeptionsgeschichtlich so wichtigen Aufnahmen Paumgartners
denkt dort heute gewiß niemand mehr. Mit Stefan Zweig wäre
zu fragen: „Ist die Geschichte gerecht?“ Unverständlich muß es noch heute erscheinen, daß sich die Archiv-Produktion der Deutschen Grammophon-Gesellschaft die Chance entgehen ließ, eine Gesamtaufnahme der Mozart-Sinfonien unter Paumgartners Leitung zu produzieren. Wie der Riesenfundus an Mitschnitten von Matineen der Salzburger Festspiele zwischen 1954 und 1971 im Archiv des ORF-Landesstudios Salzburg nachzuvollziehen erlaubt, ist die Möglichkeit einer musikologisch einmaligen „Schau“ des Mozart-Musizierens in der Mitte des 20. Jahrhunderts unwiederbringlich vertan worden. Das Wort von der „historischen Aufführungspraxis“ freilich, das heute in Aller Munde ist, hätte im Falle Paumgartners einen anderen Sinngehalt gezeitigt... ***
Die Nennung der Aufnahmen erfolgt in alphabetischer Reihenfolge der Komponisten und ihrer Werke. Bei Aufnahmen von Werken Wolfgang Amadé Mozarts bot sich die Aufteilung nach Werkgruppen entsprechend der 8. Auflage des Köchel Verzeichnisses an. Soweit nur eine Köchel-Nummer vermerkt ist, betrifft sie durchgängig die Numerierung der 1. bzw. 8. Auflage (die Orientierung an den gängigen Zahlen nach der 1. Auflage des „Köchel“ wurde im Interesse der leichteren Assoziierbarkeit auch beim nicht wissenschaftlich einschlägig vorgebildeten Leser beibehalten). Ist nur eine Nummer in Klammern angefügt, bezeichnet diese die abweichende Zählung nach der 3. bzw. 8. Auflage. Bei zwei in Klammer angefügten Nummern bezieht sich die erste auf die Zählung nach der 3., die zweite auf die Zählung nach der 8. Auflage. Hinter dem Zeichen „+“ folgen Angaben zu den Mitwirkenden, zu Aufnahmezeitpunkt und -ort. Die Aufnahmen entstanden in der Regel im Großen Saal des Salzburger Mozarteums, sofern nicht explizit ein anderer Aufnahmeort vermerkt ist. Für gewöhnlich handelt es sich bei den vermerkten Plattennummern
um solche von Langspielplatten. Die Nummer der Erstausgabe ist regelmäßig
zuerst vermerkt. CD-Ausgaben sind durch die vorangestellten Buchstaben
„CD“ kenntlich gemacht. |
Abkürzungen: | ||||
* | es ließen sich keine Daten ermitteln | Hr | Horn | |
Ø | Zeitpunkt der LP-Erstveröffentlichung | ISM | Internationale Stiftung Mozarteum | |
<78> | Schellackplatte (78 U.p.M.) | KChM | Kammerchor des Mozarteums | |
A | Alt | Kl | Klavier | |
AD | Aufnahmedatum | Klar | Klarinette | |
B | Baß | LP | Langspielplatte | |
Bar | Bariton | m | mono | |
B.c. | Basso continuo | Mez | Mezzosopran | |
BIKV-WS | Bläser-Kammermusik-Vereinigung der Wiener Symphoniker |
MO | Mozarteum-Orchester Salzburg | |
CA | Camerata Academica des Salzbur-ger Mozarteums | Ob | Oboe | |
CD | CompactDisc | Opera | Label des Europäischen Phonoklubs, Stuttgart | |
Cemb | Cembalo | S | Sopran | |
CFD | Club Francais du Disque | SON | Scarlatti Orchester, Neapel | |
ChSK | Chor der Salzburger Kammeroper | St | Stereo | |
Csm | Colosseum (USA) | T | Tenor | |
DGA | Archiv-Produktion der Deutschen Grammophon-Gesellschaft |
Tel | Telefunken | |
DGG | Deutsche Grammophon Gesellschaft | Trp | Trompete | |
Elec | Electrola | V | Violine | |
eSt | Mono-Aufnahme; elektronisch „stereophonisiert“ | Va | Viola | |
Fg | Fagott | Vc | Violoncello | |
Fl | Flöte | WKCh | Wiener Kammerchor | |
Fon | Fontana (Boutique de Musique) | WS | Wiener Symphoniker |